Termin vereinbaren
Victualis Naturheilpraxis - Heilpraktikerin Anne Becker

Hauptstraße 121 (barrierefrei, 1.OG mit Fahrstuhl)
10827 Berlin

Tel: 030.5888 40 81
eMail: info@victualis-naturheilpraxis.de

Online Termin anfragen

Kontakt speichern

Fibromyalgie - Hilfeschrei des Nervensystems

Artikel für die clio 97 (November 2023)

Fibromyalgie tritt in den letzten Jahren immer häufiger als chronische Schmerzerkrankung in Erscheinung. Vor allem Frauen sind davon betroffen. Schmerzen können am gesamten Körper auftreten. Am Häufigsten sind Areale am Rücken, Schulter, Arme und Beine betroffen. Die Schulmedizin steht vor einem Rätsel, denn es schmerzen nur die Muskeln und Laborbefunde zeigen keine Ergebnisse. Erkrankte müssen meist einen langen Leidensweg mit vielen verschiedenen Ärzten absolvieren, bevor sie die Diagnose Fibromyalgie erhalten. Denn diese Erkrankung wird erst nach dem Ausschlussverfahren diagnostiziert. Das heißt, erst wenn alle anderen Erkrankungen nicht in Fragen kommen, bleibt letztendlich die Diagnose Fibromyalgie übrig. Die Betroffenen leiden auf Grund der langanhaltenden und sich langsam immer weiter ausbreitenden Schmerzen unter anderem an Schlafstörungen, Depressionen und einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit der Haut.

Ähnlich frustrierend gestalten sich die schulmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten der Fibromyalgie. Schmerzmittel und Cortison Präparate schlagen meist nicht an, Antidepressiva lindern nur bei ca. 40% aller Patienten die Schmerzen und oft stehen Fibromyalgie-Patient:Innen vor ratlosen Ärzt:innen. Von der Rheumaliga werden Schwimmen, Tanzen, Nordic-Walking und Muskelaufbautraining empfohlen, um die Schmerzen mit der Zeit einzudämmen. Dies funktioniert jedoch nur bedingt, denn besonders zu Beginn dieser Bewegungsmöglichkeiten wird der Schmerz meist verstärkt. Nun stellt sich die Frage: Was kann die Naturheilkunde hier tun?
 

Naturheilkundliche Betrachtung

In den letzten Jahren begleitete ich viele Fibromyalgie-Pateint:Innen mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten und individuellem Leidensweg. Jedoch vereint sie alle eine Gemeinsamkeit: ungefähr 12 Monate bevor die ersten Symptome auftraten, gab es im Leben der Betroffenen ein einschneidendes Erlebnis im privaten oder beruflichen Bereich. Dieses Erlebnis hat die Erkrankten vollkommen aus der Bahn und ihrem gewohnten Fluss des Lebens geworfen.

Die Symptome Muskelhartspann, Panikattacken, Herzrasen, Depressionen, Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen von Fibromyalgie-Patienten erinnern mich an die Beschwerden meiner Trauma-Patienten. Denn genau diese körperlichen Erscheinungen treten auch bei psychisch traumatisierten Menschen auf. In langjähriger Erfahrung mit beiden Patientengruppen kam ich zu dem Schluss, dass die Behandlungsmöglichkeiten (wie Hypnose, Atemtechniken, EMDR, DBR usw.) von Trauma-Patienten auch effektive Therapieverfahren für Fibromyalgiebetroffene sind. Diese körperlichen Beschwerden entstehen auf Grund von innerlichen psychischen Anspannungen, nicht verarbeiteter Emotionen und ungelöster Konflikte. Das seelische Ungleichgewicht zeigt sich ganz deutlich in körperlichen Schmerzen, es ist also ein Hilfeschrei des Nervensystems und der Seele. Bei allen Fibromyalgie-Patient:innen, die ich behandelte zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Beschwerden durch die Beruhigung des Nervensystems und das Auflösen von seelischen Dysbalancen.

Wer nun jedoch glaubt Fibromyalgie sei eine rein psychische Erkrankung, der irrt. Vielmehr handelt es sich hier um eine Überreizung des körperlichen Nervensystems und eine Überempfindlichkeit auf innere und äußere Einflüsse auf die Muskeln. Auf Grund des einschneidenden Erlebnisses in der Vergangenheit wurde der Körper in eine Art Alarmzustand versetzt. Dieser Alarmzustand ist eine Schutzmaßnahme des Körpers, der noch aus der Steinzeit stammt. Platt gesagt mussten die Steinzeitmenschen entweder vor dem Säbelzahntiger flüchten oder sich gegen Angreifer wehren. Hierfür ist das Sympathische Nervensystem verantwortlich. Der Blutdruck steigt, die Konzentrationsfähigkeit ist erhöht, das Gehirn wird vermehrt mit Sauerstoff versorgt und in die Muskeln gelangen mehr Blut und Nervenimpulse. Nur so ist der Körper in der Lage sich schnell zu bewegen und vom Säbelzahntiger zu flüchten ohne selbst gefressen zu werden. Ist die Gefahr vorbei, beruhigt sich das Sympathische Nervensystem wieder und das Parasympathische Nervensystem ist dominant. Das Parasympathische Nervensystem ist für die Ruhe, Entspannung und Verdauung verantwortlich.

Nun gibt es keine Säbelzahntiger mehr, jedoch das vorherrschende Prinzip bleibt im modernen Mensch gleich. Fibromyalgie-Patienten befinden sich dauerhaft in diesem Alarmzustand. Die Folgen sind eine dauerhafte Anspannung der Muskulatur und eine extreme Erschöpfung, denn kein Mensch ist in der Lage über mehrere Monate oder gar Jahre hoch konzentriert zu bleiben. Der entspannende Teil des Nervensystems, der Parasympathikus, kommt nicht zur Entfaltung und somit entspannen sich die Skelettmuskeln bei Fibromyalgie-Patienten nicht, weil starke und immer wiederkehrende Impulse vom Gehirn zu den Muskeln gesendet werden. Diese Nervenimpulse vom Gehirn lassen die Muskeln in extrem kurzen Zeitabständen immer wieder anspannen. Skelettmuskeln sind jedoch nicht für die Daueranspannung geeignet, deshalb beginnen sie bei zu starker Belastung zu schmerzen. Der dabei entstandene Schmerz führt zu einer Überempfindlichkeit der Haut, aber auch zu einer gesteigerter Sensibilität gegenüber normalen Umwelteinflüssen. Diese wiederum verstärken den sympathischen Fluchtreflex des Nervensystems und die Muskeln verspannen sich noch mehr.

Bei einigen Fibromyalgie-Patienten ist ein Muskelhartspann oft nicht mehr tastbar. Das liegt daran, dass die Muskeln erschöpft sind und auf die starken unablässig ankommenden Nervenimpulse des Gehirns nur noch mit Schmerz reagieren können.
 

Diagnose Fibromyalgie – Was nun?

Neben den bereits erwähnten Therapiemöglichkeiten aus der Traumatherapie, kann jeder Fibromyalgiebetroffene auch etwas für sich zu Hause tun. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten das Nervensystem etwas zu beruhigen, um Schmerzlinderung erfahren zu können.

Aromatherapie

Es klingt simpel, es hat sich jedoch bewährt: die Aromatherapie mit ätherischen Ölen der Melisse und der Lavendelblüten. Der Duft von Melisse und Lavendel senkt die innere Anspannung und die Nervenimpulse aus dem Gehirn an die Muskeln werden verringert. Viele Betroffene können erholsamer schlafen, wenn sie einige Tropfen des ätherischen Öls vor dem Schlafengehen auf das Kopfkissen oder in einen Vernebler träufeln, da sich das gesamte Nervensystem beruhigt. Als alleinige Maßnahme, um die Schmerzen zu mindern ist die Aromatherapie jedoch nicht ausreichend.

Yin-Yoga

Auf Grund meines Erfahrungsschatzes muss ich den Empfehlungen der Rheumaliga in einigen Punkten widersprechen. Ich halte es für absolut kontraproduktiv Sportarten auszuüben, bei denen extreme Muskelarbeit (Muskelaufbau, Fahrradfahren usw.) gefordert wird, da hier die notwendige Muskelentspannung nicht erfolgen kann.

Yin-Yoga ist eine ganz spezielle Yoga-Richtung. Hier werden die Muskeln auf sanfte Art gedehnt. Wenn die entsprechende Yogaposition eingenommen wurde, wird sich in diese Stellung durch längeres Halten der Position und langsames Atmen hinein entspannt. Die Muskeln werden weicher, Schmerzen werden vermindert und das Nervensystem beruhigt sich, weil sich der für Entspannung sorgende Parasympathikus entfalten kann. Um die Schlafqualität zu fördern, können die Übungen des Yin-Yogas auch kurz vor dem Schlafengehen durchgeführt werden. Viele Yogastudios bieten Kurse an, um diesen außergewöhnlichen Stil erlernen zu können.

Mikro- und Makronährstoffe

Da der Körper bei der Fibromyalgie-Erkrankung unter ständiger Anspannung steht verbraucht der Organismus mehr B-Vitamine, Folsäure, Calcium und Eiweiß. Empfehlenswert ist es diesen Mehrbedarf durch eine angepasste Ernährungsweise zu decken. Um einen eventuellen Mangel entgegenzuwirken sprechen Sie bitte mit Ihrer Heilpraktiker:Inn, Ärzt:Inn oder Ernährungsberater.

Elektrosmog und Strahlung

In unserer modernen Welt sind wir alle untereinander gut vernetzt und können jederzeit auf Informationen aus dem Internet zugreifen. Das hat jedoch weitreichende Folgen für unseren Körper und unsere Gesundheit. Unter anderem werden durch die hohe Strahlenbelastung durch Mobilfunknetze und WLan verschiedene Erkrankungen ausgelöst oder verstärkt. Alle meine Fibromyalgie-Patient:Innnen berichteten von einer spürbaren Besserung der Schmerzen durch die Reduzierung der Smartphonenutzung und durch das nächtliche Ausschalten des Wlans. Es scheint als hätte die Mobilfunkstrahlung einen erheblichen Einfluss auf die Stärke der Schmerzen. Gleiches gilt für die Verwendung von Laptops, Druckern und Mikrowellen. Besonders nachts, wenn wir schlafen und unser Körper sich regenerieren möchte, sind wir anfälliger für Strahlen jeglicher Art. Deshalb gilt: Smartphones und Laptops über Nacht nicht im Schlafzimmer aufbewahren.

Liebe, Beziehungen und Hobby

„Love is all you need“ (Liebe ist alles, was du brauchst), darin steckt soviel Weisheit. Dies gilt auch für die Behandlung von Schmerzen. Naturheilkundler wissen, dass Menschen, die frisch verliebt sind oder einen anderen Menschen leidenschaftlich lieben eine höhere Schmerztoleranzgrenze besitzen und somit die Schmerzantwort viel geringer im Körper wahrgenommen wird. Hierbei spielt das Hormon Dopamin eine große Rolle. Dopamin wird in unserem Gehirn in einem hohen Maß ausgeschüttet, wenn wir verliebt sind oder einer unserer Leidenschaften nachgehen. Das Ausleben unserer Kreativität und eines geliebten Hobbys kann also genauso Schmerzen reduzieren, wie das Erleben einer liebevollen Beziehung.

Bitte beachten Sie, dass dies nur allgemeine Gesundheitsinformationen sind und den Besuch bei einem Heilpraktiker oder Arzt nicht ersetzen können.